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Geotop, Mössingen-Bad Sebastiansweiler

Geopoint Schwefelquellen von Bad Sebastiansweiler

Seit Juli 2022 hat Mössingen neben dem größten Bergrutsch des Landes eine weitere Visitenkarte seiner spannenden Erdgeschichte: Die Schwefelquellen von Bad Sebastiansweiler sind offizieller Geopoint des UNESCO Geoparks Schwäbische Alb ausgezeichnet.

Mössingen ist vom tiefsten bis zum höchsten Punkt des Stadtgebietes, also von 435 m bei der Unteren Mühle an der Steinlach bis zum Gipfel des Dreifürstensteins auf 854 m vom erdgeschichtlichen Zeitalter des Jura geprägt. Ohne dieses Juragebirge gäbe es in Bad Sebastiansweiler nicht das berühmte Schwefelwasser. Insofern ist es konsequent, über einen "Geopoint" des UNESCO Geoparks Schwäbische Albauf die erdgeschichtlichen Zusammenhänge hinzuweisen und zugleich die kulturhistorische Bedeutung zu würdigen. 

Das Juragebirge besteht hauptsächlich aus den vielen Millionen Jahre alten Ablagerungen des einstigen Tethysmeeres. Der Tübinger Geologieprofessor Friedrich August Quenstedt, den seine Forschungen oft an den Mössinger Albtrauf führten, gliederte den Jura anhand der gefundenen Fossilien in Schichtstufen. Populärwissenschaftlich spricht man aufgrund der Gesteinsfarben noch heute vom Oberen Jura als Weißjura, vom Mittleren Jura als Braunem Jura und vom Unterjura als Schwarzem Jura. Mössingen ist quasi ein Schaubild dieser geologischen Schichten. So lag es nahe, nach dem 2016 eingerichteten ersten Geopoint „Bergrutsch am Hirschkopf“, der für den Weißjura steht, auch noch einen zweiten Geopoint im Schwarzjura auszuweisen, der für eine nicht weniger bedeutende geologische Besonderheit steht.

Während der Mössinger Bergrutsch von 1983, immerhin der größte seiner Art im Land, ein imposantes Lehrbeispiel für die beständige Rückverlagerung der Schwäbischen Alb darstellt, zählen die Schwefelquellen von Bad Sebastiansweiler zu den stärksten Europas. Die Heilkraft dieses Wassers wird daher seit Jahrhunderten erfolgreich genutzt und war auch ursächlich für die Prädikatisierung Sebastiansweilers als Heilbad. 

Das Mineralwasser stammt aus einer über 180 Mio. Jahre alten Gesteinsformation des Unterjuras. Der dortige Ölschiefer enthält u. a. das Mineral Pyrit (besser bekannt als „Katzengold“). Wenn Pyrit mit sauerstoffhaltigem Wasser in Kontakt kommt, entstehen wasserlösliche Schwefelverbindungen (Sulfate). Durch bakterielle Reduktion des Sulfats bildet sich Schwefelwasserstoff. Er reichert sich im Mineralwasser an und ist die Ursache für den typischen Geruch nach „faulen Eiern“ sowie den leicht bitteren Geschmack, genauso aber für die heilende Wirkung.

Die Ausweisung als Geopoint soll auch dazu beitragen, den idyllischen Park (der zudem noch einen spannenden Heilkräutergarten aufzuweisen hat) bei Einheimischen wie Besuchern Mössingens bekannter zu machen. Zumal es sich anbietet, mittels eines kleinen Spaziergangs oder der vorbeiführenden Streuobstradtour des Früchtetraufs von hier aus Bad Sebastiansweiler zu besuchen – bzw. umgekehrt.

Jeder einzelne Geopoint erzählt einen Bruchteil unserer Erdgeschichte. Mit Bad Sebastiansweiler hat das kleinste Kurbad im Land als bisher einziges einen Geopoint. 

Geopunkte (oder aufgrund der UNESCO-Auszeichnung englisch „Geopoints“) sind ausgewählte Stellen im UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb, welche die geologische Vielfalt der Schwäbischen Alb besonders deutlich machen. Im rund 6.200 Quadratkilometer großen Geopark, der sich über 10 Landkreise erstreckt, sind bisher nur 36 Stellen als Geopunkte ausgezeichnet – darunter zusammen mit dem Mössinger Bergrutsch nun zwei in unserer Stadt.

Der Geopoint „Schwefelquellen“ befindet sich im kleinen Park an der Sebastiansweiler Straße am Ortseingang von Bästenhardt. Besucher*innen können den nahen Wanderparkplatz „Butzenweg“ nutzen. Auch vom Rad-/Fußweg an der Sebastiansweiler Straße ist der Zugang ausgeschildert.


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