Alte Synagoge / Mikwe Jordanbad (Küfergasse)
Markanter Mittelpunkt der Küfergasse ist zweifellos das Gebäude Nr. 2, das 1773 auf älterem massivem Kellergeschoss aus Schilfsandstein in einfacher, barocker Fachwerkbauweise errichtet wurde.
Es diente gläubigen Juden als Synagoge zur Einkehr, zu Diskussionen, zu Hochzeitsfeiern und zu rituellen Waschungen und erinnert heute an die ehemalige jüdische Gemeinde in Eppingen. Kostbare Überbleibsel aus der jüdischen Geschichte dieses Hauses sind der eindrucksvolle Hauseingang mit dem noch sichtbaren „Mesusaschlitz“ am rechten Türpfosten, in Augenhöhe schräg nach innen verlaufend. Eine Kapsel mit eingelegtem Pergamentstreifen, auf dem das wichtigste Gebet der Juden (5. Mose 6, 4-9) geschrieben ist, wird als Mesusa hier befestigt und soll alle Eintretenden heiligen. Eine besondere Bedeutung kommt dem am Hause angebrachten Knaß- oder Hochzeitsstein zu. Nach dem Trauungszeremoniell tranken die Brautleute aus einem Glas als Zeichen ihrer ehelichen Vereinigung und warfen es anschileßend an den Stein, was an die Zerstörung des Tempels in Jerusalem erinnern sollte. Die hebräischen Schriftzeichen bedeuten in der oberen Reihe: „Viel Glück“ und darunter „Die Stimme der Freude und die Stimme des Jubels, die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut“. Ein achtstrahliger Glücksstern und tulpenartige Blumen als Fruchtbarkeitssymbole komplettieren dieses kostbare Relikt.
Einzigartig ist das im Kellergeschoss eingerichtete jüdische rituelle Bad, eine Mikwe, die in das 16. Jahrhundert datiert wird. Eine sieben- und dann achtstufige Treppe führt zum 4,16 m unter dem Eingangsniveau liegenden offenen Grundwasser, das eine konstante Temperatur von etwa 8° C hat. Die Badestelle musste so beschaffen sein, dass ein Erwachsener vollständig untertauchen konnte, das Wasser „im Fluss“ und der Boden natürlich waren. Eine runde Öffnung durch alle Geschossdecken einschließlich des Ziegeldachs sollte dazu führen, dass das Wasser und das Licht des Tages und der Nacht eins werden. Grundsätzlich war das Bad in der Mikwe kein Reinigungsbad, sondern ein Reinheitsbad. Für die gläubigen Juden gibt es eine Vielzahl alttestamentlicher Vorschriften zur rituellen Reinigung.
„Un ebbes Bsunders“
Der Umsicht des damaligen Hausbesitzers Heinrich Renz ist es zu verdanken, dass der wertvolle Hochzeitsstein das Dritte Reich unbeschadet überstand. Er ließ vor diesen einen stabilen Kellerladen anbringen. Als dieser den Eppinger Nationalsozialisten verdächtig erschien und geöffnet werden sollte, widersetzte sich Renz dieser Aufforderung. Er beharrte fest darauf, dass es sich nicht um einen Bretterverschlag, sondern um einen Kellerladen handele, hinter dem ein Kellerfenster in der Wand sei. Im Sommer weigerte er sich, den Laden zu öffnen mit der Begründung, dann werde im Keller sein Most zu warm. Im Winter tat er es dann erst recht nicht, weil sonst die eingelagerten Kartoffeln erfrören und sein Most zu kalt werde.
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