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Radtour

BZ-Serie Die schönsten Fahrradtouren - Abstecher zu den Nachbarn

Eine trinationale Runde mit viel Landschaft und Kultur. Von BZ-Autor Franz Schmider.

Die erste Frage bei jedem Rundkurs lautet: Sollte man die Tour eher mit oder gegen den Uhrzeigersinn fahren? In diesem Fall ganz klar: Eher gegen den Uhrzeigersinn – aber nicht gegen die Uhr, also nicht auf Zeit fahren, sondern zur Erbauung. Das ist natürlich eine subjektive Abwägung, aber sie lässt sich begründen.

Da ist zum einen die Topografie. So finden sich die Anstiege in der ersten Hälfte, der gemütlichere Teil in der zweiten Hälfte. Gegen diese Richtung spricht: Wer nicht die ganze Runde fahren will, fährt die erste Hälfte im Elsass, weil er auf deutscher Seite ein besseres Angebot hat, in den Nahverkehr umzusteigen. Dadurch kann man besser auswählen, wie viel der Runde man unter die Räder nimmt.

Ist das entschieden, taucht auch schon die zweite Frage nach der idealen Variante auf. Wer Anstiege partout nicht mag, kann sich an den Rhein halten. Einfach beim Stauwehr in Märkt auf den Radweg am Altrhein abschwenken und es gemütlich rollen lassen.

Der Weg führt vorbei an den bei Picknicken, Badefreunden und Kanusportlern beliebten Isteiner Schwellen und den lang gezogenen Gruben, die für den Hochwasserschutz ausgehoben wurden. Hin und wieder hört man das Rauschen der nahen Autobahn, aber überwiegend ist es ein geruhsames Radeln mit Blick aufs Wasser.

Wer in sportlicher Hinsicht etwas ambitionierter ist,  aber auch was das Landschaftserlebnis angeht, der wählt eher die Route durchs Kandertal. Diese führt von Lörrach (alternativ: Basel, Badischer Bahnhof oder die Bahnhöfe Weil am Rhein oder Eimeldingen) dorthin, wo 2000 die Teilnehmer der Tour de France langkamen auf der Etappe von Lausanne nach Freiburg – allerdings auf dem Radweg, der nur teilweise neben den Straßen verläuft. In anderen Abschnitten liegen neben dem asphaltierten Weg die Gleise der historischen Eisenbahnstrecke. Das Pfeifen und eine Rauchfahne kündigen die Dampflok früh an, niemand muss sich also Sorgen machen an den unbeschrankten Bahnübergängen. Dafür gibt es immer wieder aufmunternde Rufe von den Ausflüglern aus den Fenstern der alten Waggons.  Die Strecke ist die ganze Zeit leicht ansteigend, es empfiehlt sich, mit den Kräften zu haushalten und den im Zweifel kleineren Gang zu wählen, der Anstieg wird gerne unterschätzt.

In Kandern bieten sich erneut zwei Varianten, die eine führt am Golfplatz vorbei über  Riedlingen nach Liel und Schliengen. Eine sehr schöne Variante, besonders im Frühjahr gibt es für mich indes keine Alternative zu der etwas längeren Route über Sitzenkirch. Der knackige Anstieg hinauf zur Johannisbreite war eine kleine Bergwertung im Tourprogramm von 2000.

 Punkte gibt es für Freizeitradler dort keine, aber eine wunderbare Entschädigung. Denn von der Kuppe aus hat man einen großartigen Blick in die Rheinebene, hinüber zu den Vogesen. Es lohnt sich, ein kurzes Päuschen einzulegen und den Ort zu genießen. Danach wartet nicht einfach eine Abfahrt. Die Strecke ins Eggenertal ist zur Zeit der Kirschblüten eine Augenweide und ein ganz besonderes Erlebnis. Man sollte dabei freilich den Blick auf die Straße nicht ganz vergessen. Es ist kurvig. Am Rhein bei Schliengen treffen sich die Wege der drei Varianten, und zwar dort, wo Paddler ihre Kanus zu Wasser lassen. Auf dem gut befestigten Sandweg am Ufer des Rheins geht es gemütlich und flach weiter. Wer zu sehr träumt kann dann leicht die Ausfahrt verpassen. Also Achtung: Bei Rheinkilometer 199 – die Tafeln sind eine wichtige Orientierung und nicht zu übersehen – ist erhöhte Wachsamkeit geboten, der Weg führt unter einer Brücke hindurch und direkt dahinter geht es steil einen Trampelpfad hinauf, der am Parkplatz an der Rheinbrücke endet.

Hier beginnt sozusagen die zweite Hälfte der Runde – die auf andere Weise schön ist.  Es gibt einen Radweg direkt am Rhein, aber das ist nur mehr vom Gleichen. Also lieber die wunderbare Allee, wie man sie fast nur noch in Frankreich findet, Richtung Bantzenheim. Dieser kleine Umweg über die Dörfer hat den großen Vorzug, dass man ein wenig Frankreich-Flair einfangen kann. Mit Menschen, die mit einem Baguette in der Hand nach Hause gehen, mit den lila oder hellgrün grundierten Fachwerkhäusern, mit den schwätzenden Passanten am Straßenrand. Zu dieser Grundstimmung gehören allerdings auch jene Siedlungen mit Einfamilienhäusern mit großzügig bemessenen Grünflächen samt Kinderhäuser aus Plastik, in denen nie ein Kind spielt. 

Das Ziel hier ist natürlich die romanische Abteikirche von Ottmarsheim. Sie stammt aus ottonischer Zeit, mit dem Bau wurde vor ziemlich genau 1000 Jahren begonnen,  der Atem der Geschichte ist spürbar. Die Form – ein achteckiger Grundriss –  macht sie außergewöhnlich, es ist eine Anlehnung an Aachen, wo Karl der Große begraben ist. Die kleine Benediktinerkirche strahlt eine große Würde und Ruhe aus.

Ein ganz anderes architektonisches Kleinod wartet dann einige Kilometer weiter in Niffer.   Die Schleuse am östlichen Ende des Rhein-Rhône-Kanals wurde nach Plänen des Architekten Le Corbusier gebaut, seit 2005 steht sie als nationales Monument unter Denkmalschutz. In Betrieb ist sie nur noch für die kleinen Jachten, für Frachter der neuen Generation sind die Kammern zu klein geworden. Seit 1995 nutzen sie die neue Schleuse. Aber Le Corbusier zeigt hier, dass er nicht nur Kirchen wie in Ronchamp bauen kann, er konnte auch funktionale Gebäude.

Dafür, dass der Kanal immer mit ausreichend Wasser versorgt ist, sorgt der alte Canal de Huninque, die heute einfach nur ein Anglerparadies ist. Der Radweg verläuft neben der schmalen Wasserstraße – pures Idyll. Mein Lieblingsrastplatz ist das kleine Hafenbecken bei Kembs mit der alten Zugbrücke von 1831. 1933 passierten 6900 Schiffe die Stelle, die Nationalsozialisten wollten sie durch eine massive Brücke ersetzen – es blieb beim Plan. Die Anwohner sorgen heute dafür, dass an diesem wunderbaren Flecken immer etwas blüht. Der Weg nach Basel führt zwischen dem Kanal und dem Naturschutzgebiet der Petite Camargue d’Alsace entlang nach Saint Louis, wer ein Fernglas besitzt, sollte es für die Tour einpacken. Es gibt vorzügliche Aussichtsplattformen für Vogelbeobachtung. Jene, die in Märkt gestartet sind, fahren über Kembs zum Wasserkraftwerk und dort über den Rhein.

In Saint Louis orientiert man sich am besten in Richtung Dreiländerbrücke, die nach Weil am Rhein führt, die Strecke führt vorbei an dem künstlich angelegten Wildwasserkanal entlang. Von Weil-Friedlingen führt der Weg nach Riehen, vorbei am Museum Beyeler an der Wiese entlang nach Lörrach. Wer sich für Architektur interessiert, macht einen kleinen Schwenker über den neuen Radweg vorbei am Novartis-Campus in Basel. Weiter geht es durch das Naherholungsgebiet Lange Erlen nach Riehen.

Weitere Infos & Links

Alle Beiträge der Serie finden Sie unter mehr.bz/fahrradtouren

Startpunkt der Tour

Lörrach

Endpunkt der Tour

Lörrach

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