Schatzkammer im Museum im Prediger
Mit den autorisierten, kostbar ausgeführten Nachbildungen von zentralen Stücken der Reichskleinodien bewahrt die Schatzkammer im Museum im Prediger bedeutende Symbole aus mehr als eintausend Jahren europäischer Geschichte.
Die Reichskleinodien (auch: Reichsinsignien) sind die Herrschaftsinsignien der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches und der einzige fast vollständig erhaltene Kronschatz des Mittelalters. Die reichverzierten Hoheitszeichen der römisch-deutschen Kaiser bis 1806 waren mehr als nur Symbole der kaiserlichen Herrschaft über das Abendland. Sie waren „Reichsheiligtum“, ja, ein Teil der Reichsmacht selbst. Mit den echten Insignien gekrönt zu sein, war eine der wesentlichen Rechtsgrundlagen kaiserlicher Herrschaft und Macht.
Zu den bedeutendsten Teilen des Schatzes gehören die Reichskrone, der Reichsapfel, das Reichsschwert, der Krönungsmantel und die Krönungshandschuhe. Von diesen Herrschaftsinsignien stellten Gmünder Gold- und Silberschmiedewerkstätten sowie die Gewand- und Rüstmeisterei des Vereins Staufersaga mit Genehmigung der Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien, dem Aufbewahrungs- und Ausstellungsort der Originale, Nachbildungen her.
Die Reichskrone, wahrscheinlich 962 zur Kaiserkrönung von Otto d. Gr. angefertigt, besteht aus acht goldenen Platten, vier größere vollständig mit Edelsteinen und Perlen besetzt, vier kleinere mit emaillierten biblischen Darstellungen, gerahmt von Perlen und Edelsteinen. Das Kreuz über der Stirnplatte stammt aus der Zeit Heinrichs II. (1002-1024), der Bügel ist eine Ergänzung aus der Zeit Konrads II. (1024-1039). Bei der in der Ausfertigung einzigartigen Gmünder Nachbildung bestehen Stirnplatte, Kreuz sowie vier Emailplatten aus Gold, der Bügel und sieben Platten aus vergoldetem Silber. Es wurden Smaragde, Almandine, Granaten, Turmaline, weitere Edelsteine sowie Perlen und Glassteine verarbeitet. In der Stirnplatte unter dem Kreuz, wo einst der „Waise“, ein einzigartiger, schon im Mittelalter verloren gegangener Stein saß, wurde ein weißer Opal eingesetzt. An den Schläfenplatten hängen Perlschnüre, die im Original fehlen, in die Krone wurde eine weiße Mitra eingesetzt. Die Gmünder Replik der Reichskrone entwickelte sich zu einem mehrjährigen wissenschaftlichen und technischen Forschungsprojekt, das, durch Spenden finanziert, von den Gold- und Silberschmiedemeisterinnen Annelore Baukus, Justine Dalferth, Birte Lipp und Doris Raymann-Nowak durchgeführt wurde.
Der Reichsapfel entstand um 1200 und besteht aus Gold, Edelsteinen und Perlen. Die Kugelform war das Abbild des Kosmos wie der Erde und versinnbildlichte die Idee der Weltherrschaft. Das aufgesetzte Kreuz steht für Christus als Herrscher über die Welt und für den Kaiser als seinen Stellvertreter. Möglicherweise wurde der Reichsapfel für einen staufischen Herrscher gefertigt, etwa Heinrich VI. (Krönung 1191) und Philipp von Schwaben (Krönung 1198). Die Gmünder Nachbildung besteht aus vergoldetem Silber und ist mit Smaragden, Granaten, Almandinen, Saphiren, Rubinen, Amethysten und Perlen besetzt. Die am Original verlorengegangenen Perlenreihen um die Mitte des Globus wurden ergänzt. Angefertigt wurde die Nachbildung des Reichsapfels von Goldschmiedemeister Hans Vetter.
Der Krönungsmantel wurde laut einer in arabisch aufgestickten Inschrift 1133/34, in der Regentschaft des Normannenkönigs Roger II., in den königlichen Hofwerkstätten in Palermo gefertigt. Er besteht aus rotem Samit (geritzte Seide) mit aufwändiger Goldstickerei eines Lebensbaumes, flankiert von zwei Löwen, die ein Kamel überwältigen. Die Konturen der Motive werden durch doppelte Perlreihen hervorgehoben, die gerade Kante des Mantels besteht aus einer Bordüre mit Gold- und Perlenstickerei sowie eingesetzten Emailplättchen. Zusammen mit anderen Textilien gehörte der Mantel zum normannischen Schatz und gelangte durch die Heirat Heinrichs VI. mit Konstanze von Sizilien in den Besitz der Staufer und dann in den Reichsschatz. Bei der Gmünder Nachbildung handelt es sich um die weltweit erste und einzige Kopie des Krönungsmantels. Die Goldstickerei mit 43.000 Metern verschiedenster Garne wurde von einer Spezialfirma ausgeführt. Das Krönungsmantel-Team der Gewandmeisterei des Staufersaga-Vereins applizierte weit über 100 Goldsegmente und verstickte 100.000 Süßwasserperlen mit einer Länge von 176 m. Die Schließe sowie die Emailarbeiten wurden von Gold- und Silberschmiedemeister Hans Vetter ausgeführt.
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