Heilig-Kreuz-Münster
Heilig Kreuz, die katholische Hauptkirche Rottweils, die 1950 zum Münster erhoben wurde, steht exponiert auf einem weiten ruhigen Platz. Bäume spenden Schatten und gegenüber vom Hauptportal plätschert ein Brunnen. Bis ca. 1570 war hier der Friedhof. Und dort, wo heute Bänke stehen, die von einer kleinen Mauer umrahmt ist, da stand das Beinhaus, wo die Gebeine der Toten nach einer gewissen Liegezeit im Grab aufgeschichtet wurden.
Die Ursprünge von Heilig Kreuz reichen zurück bis ins Jahr 1122, als an gleicher Stelle eine romanische Kirche stand, in der Bernhard von Claivaux den Kreuzzug ins Heilige Land gepredigt haben soll. Schon 100 Jahre später entstand die dreischiffige Heilig-Kreuz-Kirche im spätromanischen Stil. Erhalten sind davon die drei unteren Geschosse des Turmes mit seiner Rundbogenpforte und den romanischen Friesen sowie zwei frühgotische Bögen im Mittelschiff am Turm und das romanische Westportal. Schon 1400 wurde dann der charakteristische hochgotische Chor angefügt, der das Kirchenschiff überragt. Das Langhaus, eine spätgotische Stufenhalle mit typisch schwäbisch eingezogenen Strebepfeilern wurde erst im 16. Jahrhundert vollendet.
Schauen Sie sich mal das Südschiff mit den Schluss- und Konsolsteinen genauer an, auch die Taufkapelle. Auffallend ist hier ein wunderschöner Mädchenkopf mit blonden Haaren und einem mächtigen Kropf – im Spätmittelalter das Sinnbild für sexuelle Begierde und Genusssucht. Eine spätmittelalterliche Redensart besagt: „Auf einem satten Kropfe sitzet ein geiles Haupt“. So kommt auch noch der Teufel ins Spiel, rückte man doch die Verwachsenen in die Nähe des Teufels.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche dem Zeitgeist entsprechend barock ausgestaltet.
Beim großen Stadtbrand von 1696 war auch Heilig Kreuz stark beschädigt. Der Turm brannte, die Glocken schmolzen und fielen herunter, der ganze Dachstuhl stand in Flammen. Beim eiligen Wiederaufbau des Turmes wurde Holz mit unterschiedlicher Restfeuchte eingesetzt. Wenn Sie heute zur Turmspitze hinaufschauen, dann wird Ihnen die schief gezogene Konstruktion auffallen mit einer Abweichung zur Mitte von ca. 1,30 m. Bei der letzten Renovierung von 2017 hätte man die Haube neu und gerade aufsetzen können. Aber der schiefe Turm gehört nun mal zum charakteristischen Stadtbild.
Schon 1697 wurden fünf neue Glocken gegossen, die größte, die „Dreifaltigkeitsglocke“ ist erhalten und wird täglich geläutet. Die Glocke misst 163 cm im unteren Durchmesser und ist 2,8 Tonnen schwer.
Außerdem erhielt die Kirche um 1700 ein neues Gestühl mit originellen Motiven auf den Stuhlwangen. Keine gleicht der anderen. Von der Narrenmutter bis zu Blumen, Tieren, Wappen, Heiligen reicht die Vielfalt der Reliefs. Auch findet sich ein später datierter Osterhase. Ebenso sehenswert ist die barocke Kanzel, die von einem Löwen gestützt wird.
1840 wurde Heilig Kreuz grundlegend regotisiert. Architekt war kein geringerer als der Altmeister des Historismus Carl Alexander Heideloff. Unter anderem verlieh ihm König Ludwig I. von Bayern den Titel eines Königlichen Conservators. Auf seinen Plänen beruht unter anderem der Bau des Märchenschlosses Lichtenstein bei Reutlingen. Carl Alexander Heideloff ließ die barocke Ausstattung der Kirche entfernen und kaufte im Kunsthandel hochwertige sakrale Kunst der Gotik und Renaissance. Aus dieser Zeit stammen auch die farbigen Chorfenster, die Heideloff in Nürnberg bei Porzellanmalern herstellen ließ und die eindrucksvoll die Vita Christi erzählen. Das Kruzifix von 1515 über dem Altar wurde lange Zeit Veit Stoß zugeschrieben, es dürfte in seinem Umfeld entstanden sein.
In der hinteren südlichen Seitenkapelle, der Nepomuks-Kapelle stehen die Laternen der Rottweiler Zünfte. Sie werden noch heute an den großen Feiertagen Christi Himmelfahrt und Fronleichnam in feierlichen Prozessionen durch die Straßen der Stadt getragen und einmal pro Monat in einer kleinen Andacht bei der Monatsprozession in der Kirche.
2017 wurde die Kirche grundlegend restauriert. Der Ruß aus Jahrhunderten auf Altären, Decken und Wänden wurde entfernt. Im Golde spiegelt sich wieder das Licht und bei all den Figuren, Wappen, Fratzen und Heiligen wird Kunstliebhabern das Herz aufgehen. Am besten, Sie bringen für einen Besuch Ihr Opernglas mit.
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