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Kunst im öffentlichen Raum, Ötisheim

Zerstörung: Kunst am Eppinger-Linien-Weg

Skulptur des Künstlers Hinrich Zürn entlang des Eppinger-Linien-Wegs, die zur Friedensarbeit mahnt.

Die Skulptur "Zerstörung" des Künstlers Hinrich Zürn befindet sich entlang des Eppinger-Linien-Wegs bei Ötisheim, am Sauberg an der Gemarkungsgrenze zu Mühlacker.

In der Mitte der Skulptur befinden sich deformierte, ineinander verflochtene Ortsschilder der rund um Ötisheim liegenden Städte und Gemeinden, die einst zerstört wurden. Um sie herum stehen archaische Hausformen, zumeist Ruinen, die aus Eiche geschnitzt und teils verkohlt sind.

Das 17. Jahrhundert war gekennzeichnet durch einen praktisch 100jährigen Kriegszustand oder mindestens Kriegsbedrohung. Durch Kampfhandlungen, Kontributionen oder die Taktik der verbrannten Erde wurden große Teile der Region immer wieder verwüstet und entvölkert. Im Pfäzischen Erbfolgekrieg, in dem die Eppinger Linien errichtet wurden, kam es zu einem Bevölkerungsrückgang im Kraichgau um etwa 60% - und das keine 50 Jahre nach den Verheerungen des 30jährigen Krieges. Dabei gab es nur wenige echte Feldschlachten. Die meisten Opfer waren Zivilisten, die durch das Aberten und Vernichten der Feldfrüchte durch die Armeen oder durch die Wegnahme der Vorräte und der Tiere verhungerten.
1692 fand die Schlacht bei Ötisheim statt. Nach dem Sieg der Franzosen wurden Ötisheim, Knittlingen, Bretten, Lienzingen, Kieselbronn niedergebrannt, 1693 wurde auch Illingen zerstört. Von Ötisheim blieben lediglich Kirche, Pfleghof und Rathaus stehen. Die Bevölkerung wurde buchstäblich bis aufs letzte Hemd ausgeplündert. Dürrmenz und Mühlacker wurden so gründlich ausgeräumt, dass "d'Spatze zur Platte hinauf sind, weil's bloß dort noch ebbes für sie zum Fressen geben hat". Fünf Jahrzehnte nach dem dreißigjährigen Krieg stand die Bevölkerung erneut am absoluten Nullpunkt. Über Dürrmenz-Mühlacker berichtet der Vogt von Maulbronn im Jahr 1697: In dem Flecken liegen schon seit vielen Jahren ... Äcker brach. ... Die Zahl der Einwohner beträgt zur Zeit noch 65 Mann. Vor diesem Krieg war der Ort noch 175 Mann stark".

Zeigen die Hausformen der Skulptur unmittelbar die Zerstörung durch Brand und Krieg im Barock, so stellen die heutigen Ortsschilder den Bezug zur Gegenwart her und mahnen zur Friedensarbeit.

Und heute?

Im Jahr 2013 wurde das 50jährige Jubiläum des unter Adenauer und de Gaulle geschlossenen deutsch-französischen freundschaftsvertrages gefeiert. Seit dem II. Weltkrieg lebt Deutschland in einer 70jährigen Friedensperiode mit Frankreich. Aus "Erbfeinden" wurden gute Nachbarn. Die Folgen?

Die geschätzten Erbschaften in Deutschland belaufen sich derzeit auf jährlich mehr als 200 Mrd. €. Das Nettovermögen der Privathaushalte hat sich allein in den letzten 20 Jahren von 4,6 auf rund zehn Billionen Euro mehr als verdoppelt. Vererbtes Vermögen statt verbrannter Erde: Der Ertrag des Friedens. Kosovo, Syrien, Irak oder Israel zeigen: Frieden ist auch heute nichts Selbstverständliches.

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