Kirche St. Bartholomäus
1768 wurde mit dem Bau der Barockkirche begonnen. 1771 wurde der erste Gottesdienst zelebriert und 1782 erfolgte die feierliche Einweihung. Die ersten Jahre der Kirche sind verbunden mit Kardinal Louis René Èdouard de Rohan, der 1785 Akteur in der weltbekannten Halsbandaffäre am französischen Hof war. 1803 starb Kardinal Rohan in Ettenheim. Sein Grab befindet sich auf der linken Seite im Chorraum.
Abmessungen
Die äußeren Maße der Kirche sind: Breite 16,5 Meter, Höhe 17,5 Meter, Länge 52 Meter, Höhe des Turmes 58 Meter.
Geschichte
Bei der Visitation der Pfarrgemeinde im Jahr 1762 stellte der Straßburger Weihbischof und Generalvikar Duvernin fest, dass sich "die ganze Kirche in einem erbärmlichen Zustand" befände. Es wurde verfügt, dass die Pfarrkirche "in allen Teilen neu gebaut und erweitert" werden sollte. Diese Anordnung führte zum Streit zwischen der Stadt, dem Kloster Ettenheimmünster und dem Bistum Straßburg, da es verschiedene Baupflichten gab.
Das Langhaus baute die Stadt Ettenheim unter Franz Josef Salzmann, Baumeister aus Donaueschingen.
Chor und Turm wurden vom Kloster Ettenheimmünster, das in Ettenheim das Zehntrecht und damit die Baupflicht hatte, nach langen Querelen ebenfalls durch Salzmann errichtet. Salzmann musste nach den Plänen von Josef Anton Budinger, Maurer und Steinhauer aus Straßburg, bauen. Die schöne Turmkuppel entstand nach seinem eigenen Plan. Nach der Grundsteinlegung am 11. September 1768, war bereits im Oktober 1769 der Dachstuhl aufgeschlagen. Die Weihe des Chores konnte am 15. Dezember 1771 vorgenommen werden. Die feierliche Konsekration erfolgte jedoch erst am 27. August 1782 durch den Weihbischof Tussanus (Toussaint Duvernin), Generalvikar des Fürstbistums Straßburg; zu dem Ettenheim damals gehörte.
Die ersten Jahre der Kirche sind verbunden mit Kardinal Rohan, der 1785 in die weltbekannte Halsbandaffäre am Französischen Hof verwickelt war. Während der Revolution emigrierte er mit seinem ganzen Domkapitel in den rechtsrheinischen Teil seiner Besitzungen und residierte von 1790 bis 1803 in Ettenheim. Der Kardinal ließ auch über der Sakristei einen Raum errichten, um für sich und seine Begleitung einen Raum innerhalb der Kirche zu haben. Dort konnte er mit Blick auf den Altar und die Kanzel ungestört am Gottesdienst teilnehmen.
Die erste umfassende Renovation der Kirche erfolgte im Jahr 1903. 1959/60 wurde erneut der Innenraum und 1978/79 das Äußere der Kirche gründlich erneuert.
Obwohl die Geschichte der Mark Ettenheim bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht, gibt es über frühere Kirchenbauten nur spärliche Quellen. Nachdem im Dreißigjährigen Krieg die Stadt Ettenheim im Jahr 1637 von den Schweden niedergebrannt wurde, wurde im Jahr 1651 die Kirche auf dem Berg wieder aufgebaut. 1655 ist die Ettenheimer Kirche mit den drei Altären zu Ehren des Hl. Christophorus, des Hl. Bartholomäus und des Hl. Martin vom Straßburger Weihbischof Hug geweiht und gesalbt worden. Aus dieser Kirche ist das "Vesperbild" - eine Pieta erhalten, die sich vorne links in einer Nische befindet.
Neuere Forschungen sprechen dafür, dass bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg ein Gotteshaus auf dem Kirchberg stand. Daneben gab es in der Unterstadt in der ehemaligen Schaffnei des Klosters Ettenheimmünster eine Kapelle, die der Muttergottes geweiht war und in den Berichten als Basilika "Sancta Maria" bezeichnet wird.
Der Innenraum
Wenn der Besucher die spätbarocke Kirche durch das Hauptportal betritt, dann wird sein Blick sofort auf den Chorraum mit dem Hochaltar gelenkt. Der Hochaltar wurde von Antoni Fuchs aus Herbolzheim erbaut und 1772 in der Kirche aufgestellt. Das Altarbild ist gemalt von Johann Pfunner aus Schwaz in Tirol (1777). Es zeigt das Martyrium des Apostels Bartholomäus, Patron der Kirche. Das Altarbild wird flankiert von zwei lebensgroßen Statuen des Hl. Erasmus und des Hl. Martin, die ebenfalls von Antoni Fuchs stammen.
Eine Besonderheit stellt der Bischofssitz auf der rechten Seite des Chorraumes dar. Er weist in die Vergangenheit der Ettenheimer Pfarrei als Teil des ehemaligen Fürstbistums Straßburg und Zufluchtsstätte des letzten Kardinals Rohan. Das Grab des Kardinals befindet sich auf der linken Seite im Chorraum dem Bischofssitz gegenüber.
Im Zuge der Liturgiereform wurden das Lesepult und der Altar neu geschaffen und harmonisch dem Altarraum angepasst. Das Deckengemälde im Chor zeigt die Verklärung Christi. Christus schwebt über den Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes. Er wird begleitet von Moses und Elias als den Vertretern des Alten Bundes. Das Bild wird umrahmt von acht Deckenfresken - den vier Evangelisten und den vier westlichen Kirchenlehrern. Die Gestalten sind an ihren Attributen zu erkennen. Die Evangelisten Johannes - Adler, Markus - Löwe, Matthäus - Engel, Lukas - Stier; die Kirchenlehrer Ambrosius - Bienenkorb, Gregor der Große Tiara und Kreuzstab, Augustinus - Herz, Hieronymus - Büßergewand und Löwe. Diese Gemälde wurden von Franz Joseph Stöber 1777 geschaffen.
Das Hauptbild am Marienaltar auf der linken Seite zeigt Maria mit dem Kind. Es wurde von dem badischen Hofmaler Wilhelm Dürr 1854 gemalt und gegen das ursprüngliche Marienbild ausgetauscht. Neben dem Bild stehen die Figuren des Hl. Joseph (blühender Stab) und des Evangelisten Johannes (Kelch mit Schlange). Der Altar wird nach oben abgerundet mit dem Bild der Hl. Agatha (Schale mit Brüste), einer Märtyrerin aus dem 3. Jahrhundert.
Der rechte Seitenaltar zeigt im Hauptbild das Martyrium des Hl. Sebastian. Das Bild wurde 1771 von Anton Morath nach dem Schutterner St. Sebastiansbild des Karlsruher Hofmalers Josef Melling gemalt. Die Plastiken der Seitenaltäre schuf Franz Anton (Antoni) Fuchs. Die Heiligenfiguren stellen den Apostel Jakobus (Wanderer mit Stab) und den Hl. Rochus (Pestbeule am Fuß) dar. Im Aufsatz des Altares befindet sich das Bild des Hl. Gallus (Bär), der die nach ihm benannte Einsiedelei St. Gallen gründete.
Die drei großen Gemälde an der Decke des Langhauses zeigen den Erzengel Michael als Verteidiger des Glaubens, die Himmelfahrt Mariens und die Aufnahme des Märtyrers Sebastian in den Himmel. In den acht Nebenbildern wird das Leben Mariens gezeigt. Diese Bilder stammen von dem Freskenmaler Anton Morath. 1772 beauftragte die Stadt Ettenheim Ferdinand Stieffell mit dem Bau einer neuen Orgel. 1776 vollendete er sein erstes großes Werk, die Engel auf dem Gehäuse stammen von dem Bildhauer Caspar Feuerstein (gest. 1803 in Schuttern). Umbauten und der 1. Weltkrieg (Konfiszierung der Pfeifen) ließen von Stieffells Prachtorgel nicht mehr viel übrig. 1971/73 erfolgte durch den Orgelbaumeister Peter Vier aus Friesenheim ein Neubau in Stieffells Gehäuse.
Die Kreuzwegstationen stammen von Stefan Kälble aus Waldkirch. Sie wurden anläßlich der Innenrenovierung 1959/60 angefertigt und dem Stil der Kirche angepasst, nachdem der frühere Kreuzweg bereits Anfang unseres Jahrhunderts aus der Kirche entfernt wurde.
Der "große liebe Herrgott" auf der rechten Seite des Langhauses ist ein spätgotisches Terrakotta-Wandkreuz. Es stand ursprünglich im Beinhaus auf dem Friedhof. Seine Herkunft ist nicht bekannt, es dürfte aber Ende des 15. Jahrhunderts geschaffen worden sein.
Dem großen Wandkreuz gegenüber befindet sich die Kanzel, die ebenfalls von Antoni Fuchs geschaffen wurde. Sie ist in der Farbgebung dem Hochaltar angeglichen, um die Verkündigung des Wortes Gottes in der Hl. Messe hervorzuheben.
Das Äußere der Kirche
An der Fassade der Ettenheimer Kirche ist fast der gesamte Schmuck des Baues vereint. Die Steinstatuen von Petrus und Paulus wurden nach Modellen von Wenzinger geschaffen und 1770 aufgestellt. Ober dem Portal verkündet das Chronogramm von der Vollendung der Fassade. Die Inschrift lautet übersetzt: Lob, Ehre und Preis seien immerdar. Die Jahreszahl wird durch die lateinischen Großbuchstaben ausgedrückt.
Mit einer dreigliedrigen barocken Treppenanlage wurden geschickt die unterschiedlichen Höhen der vor der Kirche steil abfallenden Straße ausgeglichen und ein Vorplatz vor dem Hauptportal geschaffen. Die Statuen der Hl. Scholastika und des Hl. Benedikt vermutlich aus dem Kloster Ettenheimmünster schmücken den Treppenaufgang. Die Stadtkirche mit ihrem Giebel und Turm prägt den gesamten Kirchberg und den Blick über die Stadt.
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