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Gedenkstätte, Schömberg

KZ-Ehrenfriedhof Schömberg

Der KZ-Ehrenfriedhof zwischen Schömberg und Dautmergen erinnert an die Häftlinge des "Unternehmens Wüste". 

Großflächige Tafeln informieren in der Gedenkstätte beim KZ-Friedhof Schömberg anschaulich und umfassend vor allem über die Vorgänge und Zustände im Lager Dautmergen, dem größten und schlimmsten der sieben Wüste-KZs. Im Zentrum dieser Gedenkstätte steht ein Beton-Kubus, auf welchem nach Nationen geordnet die Namen der 1774 Todesopfer der Lager Dautmergen und Schömberg aufgeführt sind.

Mehr Infos gibt es unter hier.

Erinnerung auf dem KZ Friedhof – Lernort Geschichte

Auf dem Gelände, das an den KZ-Friedhof Schömberg angrenzt, wurde ein Lernort der Geschichte eingerichtet. Im Zentrum steht ein Betonkubus, auf dem – eingraviert in große Glasplatten – die 1774 Namen der Toten der Wüste-Lager Dautmergen und Schömberg aufgeführt sind. Walter Looser-Heidger hat in akribischer Kleinarbeit aus den Sterberegistern, aus dem
Nummernbuch von Natzweiler und aus Transportlisten die Namen rekonstruiert. „Den Opfern ihre Namen zurückgeben“, so lautete das Motto. 

Im Rahmen einer Gedenkfeier wurde am 22. April 2007 dieser Teil der neuen Gedenkstätte der Öffentlichkeit übergeben. Vier thematische Inseln sind ausgestattet mit jeweils drei großflächigen Informationstafeln. Die vier Themen lauten: „Gruben und Gräber“, „Die Realität des KZ“, „KZ-Häftlinge“ und „Das Unternehmen Wüste“. Die dreieckige Anordnung der Tafeln soll an die Form des „Winkels“ erinnern, den jeder Gefangene im Konzentrationslager auf seinem Häftlingsanzug trug und dessen Farbe über den Grund der KZ-Haft Auskunft gab. Um die Tafeln zu studieren, muss sich der Besucher ins Innere der Dreiecke hineinbegeben. Er erhält anschaulich und detailliert Auskunft über das Geschehen, über die Verhältnisse in den Lagern des Unternehmens Wüste, vor allem im Lager Dautmergen, über die Schinderei auf den Ölfeldern, Häftlingstransporte, die Evakuierungsmärsche, über Belegzahlen, Todesziffern und vor allem über Einzelschicksale. Geplant wurde die Gedenkstätte vom Architekturbüro Morlok aus Isny, unter Federführung von Architekt Edwin Heinz. Die Exponate haben Mitglieder der Initiative Gedenkstätte Eckerwald erarbeitet: Gertrud Graf, Walter Looser-Heidger, Heinrich Maier und Irmund Opfermann. Zur Finanzierung trugen eine Reihe von öffentlichen und politischen Institutionen und Firmen, aber auch private Spender bei. Stellvertretend seien zwei genannt: Serge Lampin (Frankreich), ehemaliger Häftling des Lagers Dautmergen und Kari Riis (Norwegen), Schwester des Häftlings Per Sanvold, der am 13. Dezember 1944 im Lager Dautmergen starb.

Das Konzentrationslager Dautmergen

Das Konzentrationslager Dautmergen war als Lager 5 des Unternehmens „Wüste“ und lag rechts an der heutigen Straße von Schömberg nach Dautmergen. Es existierte zwischen dem 19. August 1944 und dem 18. April 1945. Dr. Christine Glauning, die die Geschichte des „Unternehmens Wüste“ erforschte, schreibt: „In das KZ Dautmergen kamen schätzungsweise 4714 Häftlinge; damit war es das größte aller Natzweiler Außenlager. Die Herkunft der Häftlinge: Die Gefangenen stammten aus allen besetzten Ländern Europas. Alle Opfergruppen waren darunter vertreten. Sehr viele Häftlinge gehörten dem aktiven Widerstand an. Ihre Karteikarten trugen den Vermerk „NN“ und „Rückkehr unerwünscht. „NN“ stand für „Nacht- und Nebel“. Sie sollten spurlos verschwinden, ohne dass ihre Angehörigen jemals herausfinden konnten, wo sie geblieben waren. Ihr schneller Tod war Absicht, das Mittel dazu: „Vernichtung durch Arbeit“. Unter diesen Männern befand sich eine Gruppe aus Warschau. Deutsche Truppen und Einsatzkommandos hatten den Aufstand der polnischen Heimatarmee (August/September 1944) brutal niedergeschlagen. Ganze Stadtteile wurden dem Erdboden gleichgemacht und alle Bewohner verhaftet und verschleppt. In Auschwitz angekommen, gaben die Väter ein höheres Alter für ihre Söhne an, um sie vor dem sofortigen Tod in der Gaskammer zu bewahren. So kamen 13 und 14-Jährige als Häftlinge nach Dautmergen.

Die Zustände im Lager: Bei der Ankunft in Dautmergen erwarteten die Gefangenen unmenschliche Zustände. In den ersten Wochen pferchten die Wachmannschaften die Häftlinge unter freiem Himmel auf einer Wiese ein, später in Zelten. Erst später wurden einfachste Baracken ohne Fußboden gebaut. Vor Ort gab es während der gesamten Monate, in denen das Lager bestand, keine Wasserversorgung. Das Wasser musste mit Karren in Fässern angeliefert werden. Es kam auch nur so viel an, wie notwendig war, um Durst der Gefangenen notdürftig zu löschen, zum Kochen und zur Versorgung der Wachmannschaften. Die Häftlinge durften sich nicht waschen. Der Überlebende Jazek Zieliniewicz berichtete: „Wir waren immer schmutzig, weil es im Lager kein Wasser gab, und verwahrlost, weil weder Unterwäsche noch Häftlingsanzug gewechselt wurden. Sogar unser Haar wurde immer länger, weil es nichts gab, womit wir es hätten schneiden können. Wir hatten Läuse. Menschen starben“. Er schrieb außerdem: “Das gute Wetter war (Anfang September) zu Ende, es begann zu regnen und es wurde immer kälter. Die Wiese zwischen den Zelten verwandelte sich in Matsch und Schlamm. In den Zelten war es feucht, und feucht war unsere Kleidung. Wenn man morgens zum Appell aus den Zelten heraustrat, musste man die Holzschuhe in den Händen tragen, sonst wären sie im Schlamm stecken geblieben. Man zog sie erst wieder an, nachdem man aus dem Lager heraus auf die Straße getreten war“.

Die Arbeitsbedingungen: Beladen mit schwerem Arbeitsgerät mussten die Häftlinge täglich lange Fußmärsche zu ihren Arbeitsorten zurücklegen. Sie sollten in kürzester Zeit die Infrastruktur für Fabrikanlagen zur Schieferölgewinnung aus dem Boden stampfen. Die Arbeitszeit betrug zwölf bis vierzehn Stunden, auch sonntags, bei minimaler Ernährung. Sie mussten Gräben für Leitungen, Fundamente für Gebäude und Materialbahnen ausheben, Steine und Schienen schleppen.

Die Brutalität der Wachmannschaften: Dabei waren die Männer ständig der Brutalität ihrer Bewacher ausgeliefert. Serge Lampin, ein französischer Überlebender sagt dazu: „Der Lagerälteste, der Häftling Mundeck, erweist sich schon in den ersten Stunden als schrecklicher Henker: Er schlägt mit einem Hackenstiel, den er immer bei sich trägt, auf die Häftlinge ein. Er lässt uns beim Appell häufig endlos in der Nässe und Kälte stehen. Wenn Kameraden taumeln oder zusammenbrechen, zwingt er uns, im Eiltempo in die Hocke zu gehen, hinzuknien und wieder aufzuspringen. […] Wenn wir auf dem schlammigen Boden ausrutschen, knüppeln Mundeck und die Kapos auf uns ein, der Rapportführer schlägt mit einer Stahlkette auf unsere Köpfe, andere SS-Leute versetzen uns Fußtritte. Die Toten, die am Ende liegen bleiben, werden von Häftlingen, die als Leichenkommando eingeteilt sind, weggeschleift.“ Die Lebenserwartung in Dautmergen betrug nur wenige Wochen. Die Massengräber wurden in einer Senke angelegt, genannt „Schönhager Loch“. Nach dem Krieg ließen die Französischen Truppen die Massengräber öffnen, die Toten bergen und bestatten. So entstand der KZ-Friedhof Schömberg. Am Ort des Konzentrationslagers ist heute nichts mehr vom Schrecken der damaligen Zeit zu erahnen. Das Gelände wird inzwischen landwirtschaftlich genutzt.

(Text von Von Heinrich Maier, ergänzt von Gertrud Graf; Heinrich Maier war Redakteur in Rottweil und aktives Mitglied der Initiative Gedenkstätte
Eckerwald e. V. Er starb 2010. Gertrud Graf ist Gründungmitglied und Vorstandssprecherin der Initiative Gedenkstätte Eckerwald.)

Offizieller Inhalt von Schömberg (Zollernalbkreis)

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