Scharfrichterhaus Kraichtal-Gochsheim
Dieses Haus von 1615 ist das älteste Wohnhaus Kraichtal-Gochsheims, das als einziges den von Franzosen systematisch angelegten Brand von 1689 überdauert hat. Das Wandbild wurde etwa 1920 gemalt, ein älteres Bild war damals nur noch schemenhaft zu erkennen. Am gleichen Standort gab es bereits 1518 einen Vorgängerbau der Gochsheimer Scharfrichter, der somit vor der Stadtmauer stand, da die Vergrößerung der Stadt durch die Vorstadtmauer erst ab 1600 erfolgte.
Hier wurden die peinlichen Verhöre mit Folterungen durchgeführt, Hinrichtungen am Galgen, am Rad oder mit dem Schwert erfolgten außerhalb der Stadt am Richtplatz, der heute noch „beim Hochgericht“ heißt. Im Mittelalter, wo der Aberglaube wucherte, waren Scharfrichter gesellschaftlich ausgegrenzt. Sie hatten im Wirtshaus ihren eigenen Stuhl, mussten außerhalb der Stadt wohnen, ihre Töchter konnten nur Söhne anderer Scharfrichter heiraten und die Söhne wurden in keine Handwerkszunft aufgenommen. Ein Tagebuch der Gochsheimer Scharfrichter, über mehrere Generationen geführt, wurde leider um 1910 vom damaligen Besitzer des Hauses im Fieberwahn vernichtet (er hatte das Buch zuvor gelesen). Immerhin hat sich die Gebührenordnung der Scharfrichter erhalten. Hier ein Ausschnitt aus der 26 Positionen langen „Preisliste“:
„...mit der Tortur aufwarten 1 Gulden, 30 Kreuzer
den Daumenstock anlegen 2 Gulden
Nase und Ohren abschneiden 5 Gulden
die Zunge ausschneiden 5 Gulden
einen mit glühenden Zangen zu pfetzen 5 Gulden
einen zu vierteilen 15 Gulden
die vier Teile an die Straße zu hängen 3 Gulden...“
und so weiter.
Scharfrichter Häuser stehen ( wie hier am Mühlbach ) immer an fließenden Gewässern. Die Scharf-richter hatten nämlich noch einen „anrüchigen“ Nebenjob als Wasenmeister ( Abdecker ). Sie mussten krepiertes Vieh „verlochen“ und bekamen als Honorar das Fell, das dann im Bach gewässert wurde.
Ein besonderes gesellschaftliches Ereignis ergab sich, wenn der Galgen neu errichtet oder repariert werden musste. Durch Aberglaube und Zunftzwang fanden sich kaum Handwerker bereit, eine solch unehrenhafte Arbeit zu übernehmen. Daher wurde einem alten Brauch zu folgend, sämtliche Zünfte im Rahmen eines ritualisierten Volksfestes zwangsweise beteiligt. Hunderte von Menschen zogen dann zum Galgenberg, vorneweg die Schulkinder, die ein Liedlein auf die Nützlichkeit des Galgens sangen.
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