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Stadtrundgang

Bad Schönborn-Mingolsheim historisch erkunden

Entdecken Sie Bad Schönborn-Mingolsheim mit einem historischen Ortsrundgang
Sie können dem Weg folgen und sich an verschiedenen Stationen über die Geschichte Bad Schönborns informieren. Informationen zu den verschiedenen Stationen finden Sie in der Wegbeschreibung.

Autorentipp

Jeden Montag abend findet ein geführter Ortsrundgang statt! Weitere Infos bekommen Sie in der Tourist Infromation Bad Schönborn.

Wegbeschreibung

1. Tourist Information Bad Schönborn "Haus des Gastes"

Auf dem Anwesen, in dem sich heute die Kurverwaltung befindet, befand sich schon seit dem 13. Jahrhundert eine Mühle und damit eine zentrale Anlaufstation für Bauern der Umgebung. Sowohl Getreide als auch Früchte von Ölpflanzen konnten hier gemahlen werden. Diese "Obere Mühle" - ein Barockbau aus dem 18. Jahrhundert - ist nur eine von mehreren Mühlen, die es früher in Mingolsheim gab. Im Mühlengrund (über die Monestraße zu erreichen) stand die "Mittlere Mühle". Eine dritte Mühle gehört zum Anwesen des Gutes Kislau. An eine Hammermühle nahe der heutigen B3 erinnert die Hammerstadt.

2. Kurgeschichte und Kliniken

Beim Bohren eines Trinkwasserbrunnens stieß Müller Otto, Sebastian Weick genannt, 1905 auf eine Schwefelquelle. Sein Sohn Franz errichtete ein kleines Badehaus mit mehreren Kabinen und einer Warmwasserheizung. Überdies entstand eine Gaststätte mit Wohnmöglichkeiten für die Badegäste. Dieses kleine Kurbad ging 1922 an den Ludwigshafener Caritasverband über, der es zu einem 40-Betten-Haus ausbaute, dem Rochusbad. Heute sind daraus die Sankt Rochus Kliniken an der Kraichgaustraße geworden, ein modernes Rehabilitationszentrum für Orthopädie und Rheumatologie, 1997 die Gotthard-Schettler-Klinik, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen aller Art behandelt. Beide Kliniken, die heute unter einem Dach an der Professor Kurt Sauer Straße residieren, verfügen zusammen über rund 240 Zimmer.

3. Kurpark und Kureinrichtungen

Hinter dem Haus des Gastes erstreckt sich der Kurpark, durch den der Freibach fließt, von dem früher ein Mühlkanal angezweigt war, der das Wasserrad der "Oberen Mühle" antrieb. Der Kurpark führt zum Thermal-Solebad "Wellness- und Gesundheitspark Thermarium", das 1975 eröffnet wurde und seither mehrmals erweitert worden ist. Bereits seit 1963 bemühte sich die Gemeinde Mingolsheim um die Erkundung von Mineralwasservorkommen. Am 20. April 1970 führte eine Bohrung zum Ziel, in 637 Metern Tiefe wurde eine Natrium-Chlorid-Therme mit einer Temperatur von etwa 43 Grad Celsius erbohrt. Bis 1975 wurde das Quellwasser zunächst in einen Bottich, dann in ein provisorische Schwimmbad gefüllt. Das "Thermarium" verfügt heute über eine Gesamtwasserfläche von 1400 Quadratmetern mit bis zu 35 Grad warmen Thermalsolewasser sowie über eine Salzgrotte, ein Fitnessbereich und ein Wellness- und Saunabereich.

4. Pfarrkirche Sankt Lambertus

Die heutige Turmkapelle, die vom Altarrraum aus erreichbar ist, war um das Jahr 1200 die Basis für dieses Gotteshaus. In Mingolsheim sind im Mittelalter mehrere Generationen von Steinmetzen nachzuweisen. Ein Meister Hans von Mingolsheim war unter anderem als Baumeister am Bischofssitz zu Speyer und an der Kilianskirche in Heilbronn tätig. Ein Mitglied dieser Sippe dürfte auch für die Erweiterung der Lambertuskirche im 15. Jahrhundert Verantwortung getragen haben, als der heutige Altarraum mit seinen kühnen Gewölbe entstand. Im 18. Jahrhundert wurde das barocke Langschiff erstellt. Mingolsheim war lange Jahrhunderte hindurch Sitz vieler Zünfte, deren Zunftheiligen zieren heute das Langschiff. Während der heilige Bischof Lambertus der Patron der Kirche ist, gilt der Pestheilige Rochus als Ortspatron, ihm ist der rechte Seitenaltar geweiht. Der Chorraum diente früher auch als Grablege der Vögte Kislau, Grabsteine sind noch an der Außenwand der Kirche zu sehen. Die viermanualige Orgel (Orgelbau Schmid 1993) hat 53 Register; mit neun Glocken beherbergt der Turm das größte Dorfgeläute in der Erzdiozöse.

5. Fachwerkhäuser Friedrichstraße

Die Häuser an der Freidrichsstraße wurden zum größten Teil im 17. und 18. Jahrhundert gebaut. Diese Fachwerkhäuser entstanden als Holzhäuser in Skelettbauweise. Zwischen den tragenden Balken wurden Holzstäbe gespannt, die mit Weiden und Haselnussruten umflochten wurden. Dieses Geflecht wurde mit Lehm, dem Stroh beigefügt war, ausgefüllt. Kalkmörtel diente zum Verdichten, Kalkmilch als Anstrich. Bei Restaurierungsarbeiten zeigt sich immer wieder, dass dieses System ungemein stabil ist. Es ist ökologisch nachhaltig und stellt in seinen Dämmeigenschaften selbst moderne Bauweisen in den Schatten.

6. Monestraße

Die Straße ist benannt nach dem Historiker und Redakteur Franz Josef Mone (1796-1871), der als Direktor des badischen Generallandarchivs in Karlsruhe Grundlagen für die Erforschung der badischen Geschichte gelegt hat. Er ist geboren und aufgewachsen im inzwischen umgebauten Haus der Metzgerei Bauer, Monestraße 1. In der Monestraße 16 befindet sich ein Puppenmuseum. Ein paar Schritte weiter steht ein staatliches Haus, das früher als Gasthof "Grüner Baum" zentraler Treffpunkt der dörflichen Gemeinschaft war. Hier saß man nicht nur zu gemeinsamen Festen zusammen, sondern auch um Grundstücksgeschäfte zu erledigen und Versteigerungen vorzunehmen.

7. Marktplatz

Nach der Christianisierung des Dorfes namens "Munigoldesheim" wurde eine erste Kirche im Bereich des heutigen Marktplatzes erstellt. Als der Ort wuchs, entstand ein größeres Gotteshaus an der Stelle, an der es noch heute steht. Dieser Kirchbau legte die Entwicklung des Ortes fest. Der Marktplatz wird heute dominiert durch Rathaus, das bereits auf das Jahr 1581 zurück geht. Es dürfte ursprünglich einen Laubengang besessen haben. 1768 wurde es im barocken Stil erweitert und durch Fachwerkobergeschosse ergänzt. Den Platz beherrscht die "Wagenlenker" - Plastik von Jürgen Goertz (Angelbachtal). Goertz erfüllte sich mit diesem Kunstwerk seinen Jugendtraum, nämlich den antiken Wagenlenker von Delphi neu zu gestalten. Auf dem Selbstbildnis des Künstlers steht eine auf dem Kopf gestellte Siegestreppe. Damit soll - wie beim Wettkampf - ein Wesenszug unseres Lebenslaufes ausgedrückt werden, der schwankt zwischen Hoffen und Bangen, Gelingen und Misslingen, Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod, gläubiges Vertrauen und Sinnlosigkeit. Der Wagenlenker stellt auch eine Reminszenz an einen legendären Ortsgründer dar, einen fränkischen Großen Namen names Munigold.

8. Denkmal "Schlacht am Ohrenberg"

Mingolsheim wurde im 30-jährigen Krieg Schauplatz eines blutigen Aufeinandertreffens der riesigen Heere von katholischer Liga und Protestantischer Union. Als "Schlacht am Ohrenberg" - dabei handelt es sich um einen kleinen Hügel zwischen Mingolsheim und Langenbrücken - sind die Kampfhandlungen zwischen den Truppen von Johann Tserclaes Tilly, dem Feldherrn der "Liga", und seinem protestantischen Kontrahenten Graf Ernst von Mansfeld in die Geschichtsbücher eingegangen. Durch einen Augenzeugenbericht lässt sich das Geschehen am 27. April 1622 bis in Einzelheiten nachvollziehen. Insgesamt rund 28 000 Mann Fußvolk und 6 000 Reiter standen sich an diesem Tag nördlich und südlich des Ortes gegenüber. Am Ende der Schlacht war das Dorf ausgelöscht, über 2000 Soldaten waren tot. Ein Haus an der Hammerstadt hatte das Wüten überstanden. Ihm gegenüber erinnert heute das Denkmal am Göckelsberg an die dunkle Stunde der Dorfgeschichte.

9. Glöckelsberg

Eine steile Gasse führt hinab zum "Freibach", eine Brücke leitet an die Stelle, an der Mingolsheim wohl gegründet wurde. Denn schon im 7. Jahrhundert gab es hier eine kleine Siedlung. Weiter Richtung Norden stieß man in den 1980er Jahren auf ein ausgedehntes fränkisches Gräberfeld: Mehr als 60 Menschen waren dort bestattet worden, die ersten Mingolsheimer wie wir heute annehmen. Die Toten wurden mit Waffen und Schmuck beerdigt, was als Hinweis gilt, dass sie Heiden waren. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 773.

10. Synagoge

Eine Stelle erinnert an der Friedrichstraße an die Vertreibung der Juden aus dem Ort. Sie weist auf die Synagoge hin, deren Zerstörung 1938 verhindert werden konnte. Das Gebäude wird heute als Schuppen genutzt. Die unweit davon abzweigende Leopoldstraße war früher die Straße, in der viele Juden wohnten. An das jahrhundertlange Zusammenleben zwischen Juden und Christen am Ort erinnert heute auch der jüdische Friedhof an der Konradin-Kreutzer-Straße.

11. Rochuskapelle

Dieses 1895 errichtete Gotteshaus hatte zwei Vorgängerbauten. 1667 entstand nach einem der Pestheiligen Rochus gegeben Gelübte eine erste Kapelle. Nachdem Papst Benedikt XIV. den Wallfahrern einen vollkommenen Ablass gewährt hatte, wuchs die Zahl der Pilger im 18. Jahrhundert, was das Gebäude stark strapazierte. Die baufällige und viel zu klein gewordene Kapelle wurde von Fürstbischof Damian Hugo durch einen wesentlich größeren Bau ersetzt. 1809 ordnete die großherzogliche badische Landesregierung den Abbruch an, um die Auswüchse des barocken Frömmigkeitslebens einzudämmen. Über vier Jahre lang leisteten die Mingolsheimer trotz Strafandrohungen listenreichen Widerstand, bis die Kapelle unter staatlicher Zwangsgewalt niedergerissen wurde. Der aus Mingolsheim stammende Päpstliche Hausprälat Professor Schanzenbach und der Mingolsheimer Ortspfarrer Münch setzten Ende des 19. Jahrhunderts getragen von einer Zustimmung in der Bevölkerung einen Neubau durch. Nach umfassender Renovierung unter Pfarrer Kesenheimer in den 1980er Jahren strahlt die Kapelle heute in ungewöhnlicher Harmonie als Kleinod neugotischer Baukunst.

12. Kislau

Von der Rochuskapelle fällt der Blick über die B3, die frühere römische Landstraße, auf ein ehemaliges Schloss. Kislau war im hohen Mittelalter eine der größten Festungsanlagen der Region, der Bergfried dürfte rund 30 Meter hoch gewesen sein. Die Burgherren waren viele Jahre in Diensten von Königen und Kaisern. Nach dem Aussterben der Kislauer wurde die Burg 1252 Sitz des Speyrer Amtes, später des Oberamts. In dieser zentralen Funktion hatte die Burg verwaltungstechnisch und wirtschaftlich hohe Bedeutung. Peter Luder, Hochschullehrer, Diplomat und geistiger Wegbereiter des Humanismus, wurde um das Jahr 1415 in Kislau geboren. Damian Hugo von Schönborn baute die Anlage im 18. Jahrhundert im barocken Stil um und machte sie zu seinem Sommersitz. Noch heute ist das Bischofsbad zu sehen. Nach dem Ende des Fürstbistums wurde die Anlage wechselweise als Lazarett, Gefangenenlager und Flüchtlingsheim genutzt. In den ersten jahren des Dritten Reiches war Kislau als Vorzeigekonzentrationslager Haftanstalt für politische Gefangene. der SPD-Politiker Ludwig Marum wurde dort 1934 ermordet. Ein Gedenkstein erinnert an die Bluttat. Heute wird Kißlau als Außenstelle der Justizvollzuganstalt Bruchsal genutzt und kann nur bei besonderen Führungen besichtigt werden.

13. Kleindenkmale

Aus der Vielzahl von Kleindenkmalen in der Flur um Mingolsheim ragen zwei markante Mariendenkstätten heraus, das "alte" und das "neue Muttergottesbild" am Bergwald. Das ältere geht auf eine Stiftung von Valentin Schanzenbach aus dem Jahr 1876 zurück, aus Dank für die Genesung seiner Frau Regina. Die Statue wurde vom Freiburger Bildhauer Knittel gefertigt. Die Anlage wird noch immer von den Nachkommen des Stifters gepflegt. Das "neue Muttergottesbild" wurde 1964 fertig gestellt - Hans Hirsch stiftete als Dank für die Genesung seiner Frau Maria. Eines der Seherkinder von Medjugorje, Ivan Dragicevic, betete an der Gebetsstätte am 27. August 1987 anlässlich eines Aufenthalts bei einem Verwandten. Anschließend ließ er einen Dolmetscher eine Botschaft der Muttergottes den rund 1000 versammelten Menschen übersetzen. Seither ist die Marienstatue verstärkt Ziel vieler Gläubiger.

Autor: Dr. Klaus Gaßner

Weitere Infos & Links

Infos zum Thermarium: http://www.thermarium.de/

Startpunkt der Tour

Tourist Information Bad Schönborn Autobahn A5, Ausfahrt Kronau/Bad Schönborn , B 292

Endpunkt der Tour

Tourist Information Bad Schönborn

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